SCHULTER
Gelenksbeschreibung Anatomie
Publikationen zum Thema Schulterverletzungen
- Fehlschläge in der Schulterchirurgie | Dann K., GOTS Kongress Basel, 2015 (pdf-Datei)
- Nachbehandlung nach Instabilitätsoperationen an der Schulter und operativer Versorgung der Rotatorenmanschettenruptur | Dann K., Harbacher Sportrehabtagung 2010 (pdf-Datei)
- Schultergelenk endoskopisch versorgt Dann K., CliniCum 2/2010 (pdf-Datei)
- Akromioklavikularstabilisierung bei akuten Läsionen, Dann K., Jatros Orthopädie 5/2006 (pdf-Datei)
- Aktuelle operative Versorgung von Schulterverletzungen, Dann K., Jatros Orthopädie 4/2007 (pdf-Datei)
- Arthroskopische Versorgung von SLAP-Läsionen mit Fadenankern, Dann K., GOTS12 / Österreichtagung (pdf-Datei)
Das Schultergelenk wird vom Kopf des Oberarmknochens und von der Gelenkspfanne des Schulterblattes gebildet. Der Oberarmkopf ist in Relation zur Gelenkspfanne zu groß. Er wird von einer Gelenkskapsel umgeben, die so voluminös ist, dass sie zwei Oberarmköpfe aufnehmen könnte. Dies erklärt das unglaubliche Bewegungsausmaß des Schultergelenkes - man denke nur an eine Riesenfelge.
Das Gelenk zwischen Schlüsselbein und Schulterblatt wird Schultereckgelenk genannt und wird durch starke Bandstrukturen zwischen beiden Knochen verbunden.
Häufige Verletzungen
Speziell die jungen Sportarten wie Kite-Surfen oder Windsurfen, Inlineskaten, Snowboarden, Mountainbiken, aber auch Schlägersportarten wie Tennis und Golf oder der Schwimmsport führen zu einer Vielzahl von akuten Schulterverletzungen und chronischen Beschwerden.
Schlüsselbeinbrüche sind relativ häufig und treten beim Sturz auf die Schulter oder den gestreckten Arm auf. Zur Behandlung wird vom Arzt ein sogenannter "Rucksackverband" für 4 Wochen angelegt, der die Schultern nach hinten zieht und dadurch ein Ausheilen des Bruches ermöglicht. Selten muß operiert werden.
Die Schultergelenksverrenkung ist eine häufige Verletzung in Sportarten wie Snowboarden, Skilauf, Eishockey, American Football, Handball, Kite-Surfen und Windsurfen. Diese Verletzung entsteht durch direkten Sturz auf die Schulter oder durch indirektes Ausdrehen der Schulter bei ausgestrecktem, abgespreiztem Arm zur Seite. Die Verrenkung nach vorne unten tritt in ca. 95% aller Fälle ein. Diese sehr schmerzhafte Verletzung ist ein absoluter Gelenksnotfall und muß so rasch wie möglich behoben werden. Ein Arzt wird die Schulter möglichst schonend wieder einrichten.
Danach wird der Arm mit einer Schulterbandage am Körper ruhig gestellt, um ein neuerliches Verrenken zu verhindern und die Schmerzen zu lindern.
Anschließend beginnt die Phase der exakten Abklärung des Gelenkes mittels Röntgen, Ultraschall und Magnetresonanztomographie.
Magnetresonanztomographie (MRI) ist ein Schichtverfahren mit dem man ohne Strahlenbelastung nahezu alle Verletzungen im Gelenk erkennen kann.
Wenn die "Hängematte der Schulter" (dh. der untere Rand der Gelenkskapsel) abgerissen ist, empfiehlt sich beim jungen schulteraktiven Sportler oder Überkopfarbeiter die operative Versorgung, da die Wiederverrenkungsgefahr sehr groß ist.
In allen anderen Fällen, bzw. wenn die untere Kapselaufhängung noch intakt ist, genügt eine kurzfristige Ruhigstellung mit Bandage und ein Aussenrotationsverbot (dh. der Arm darf nicht vom Körper weg nach aussen gedreht werden) für 6 Wochen.
Therapieformen
Arthroskopische Schulter-Stabilisierungs-Operation
Bereits Anfang des letzten Jahrhunderts haben die Chirurgen Bankart und Perthes den Mechanismus der Instabilität dargelegt. Ihr methodisches Konzept der stabilisierenden OP-Technik wird auch noch heute bei den zahlreichen offenen, wie auch arthroskopischen (durch Gelenksspiegelung) Techniken verfolgt.
Ihr Konzept sieht die Wiederanheftung des Faserrringes, wie auch der abgerissenen Gelenkskapsel an die Gelenkspfanne vor.
Neue Fadenankersysteme, bestehend aus gut gewebeverträglichen und zum Teil sich auflösenden Materialien, werden bereits eingesetzt. Im Falle einer Wiederverrenkung besteht somit kein Problem mit Metallankern im Glenoid.
Bei Vorliegen von ausgedehnten knöchernen Verletzungen an der Pfanne verbietet sich das arthroskopische Vorgehen, zumal eine Rekonstruktion der Gelenkspfanne durch Knochenspanntechniken durchgeführt werden muß.
Der stationäre Aufenthalt beträgt bei der arthroskopischen OP-Technik 2 Tage, bei der offenen 3-4 Tage. Die Nachbehandlung erfolgt mittels Schulterbandage für 3 Wochen. Eine weitere Woche wird zudem eine Schulterbandage für die Nachtruhe verschrieben. Die Physiotherapie beginnt ab der Nahtentfernung. Die aktive Aussenrotation der Schulter ist für 6 Wochen ab Operation verboten. Überkopfsport darf erst nach 6 Monaten betrieben werden.
Arthroskopischer SLAP-Repair:
Die Verletzung des Bizepssehnenankers wurde erstmals von S, Snyder 1990 beschreiben und in 4 Typen klassifiziert.
Es handelt sich dabei um eine Ablösung des Ursprung der langen Bizepssehne im Schultergelenk vom Oberrand der Gelenkspfanne unterschiedlichster Ausprägung, die zu schmerzhaften Einklemmungserscheinungen bei Wurfbelastungen aber auch Alltagsaktivitäten führen kann. Man findet diese Verletzung hauptsächlich bei Überkopfsportlern im Sinne eines chronischen Überlastungssyndromes oder selten auch nach Sturz auf die Schulter oder extremer ruckartiger Bizepsbelastung und bei Schulterverrenkungen.
Bei jugendlichen Patienten versucht man die anatomische Situation wiederherzustellen. Je nach Schweregrad der Verletzung besteht die Möglichkeit des arthroskopischen SLAP Repairs mit knotenfreien Fadenankern am Gelenkspfannenrand bei Typ II Läsionen und in Kombination bei Schulterstabilisierungsoperationen nach Verrenkungen. Bei höhergradigen Verletzungstypen III-IV nach Snyder , bei älteren Patienten sowie bei Bizeps Pulleyzerreissungen (SChlingenführung der BIzeppsehne im Gelenk) wird die Sehne im Gelenk abgesetzt und abhängig von der Sehnenbeschaffenheit an andere Stelle am Oberarmkopf fixiert (Tenodese) oder nur durchtrennt und gekürzt (Tenotomie).
Verrenkung des Schultereckgelenkes AC-Gelenksluxation:
Abhängig vom Ausmaß der Bandverletzung erfolgt eine Einteilung der Verletzung in unterschiedliche Grade. Insgesamt werden 6 Grade unterschieden. Verletzungen der Grade 1 bis 3 werden mit Bandage versorgt und ruhig gestellt, während Verletzungen der Grade 4 bis 6 in aller Regel operativ versorgt werden müssen.
90% aller Verletzungen können ohne Operation gut behandelt werden. Operationen sind in seltenen Fällen notwendig und müssen individuell nach Verletzungsgrad mit dem Sportler abgesprochen werden.
Die operative Versorgung der Schultereckgelenksverletzung wird ab einer Verletzung Grad 3b empfohlen (Kombination aus horizontaler und vertikaler Instabilität).
Die chirurgische Versorgung erfolgt mit kleinen Flaschenzugsystemen, sogenannte "Tightropes" , die im Akutstadium nach Verletzung die gerissenen Bänder zur Heilung unterstützen.
Bei chronischen Instabilitäten oder fehlgeschlagenen Operationen werden zusätzlich körpereigene Sehnen wie Semitendinosus- oder Gracilissehne vom Oberschenkel entnommen, um einen Bandersatz durchzuführen.
Abriß der Sehnekappe am Oberarmkopf - Rotatorenmanschettenruptur:
Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Degeneration der Sehnenkappe an der Schulter ab dem 30. Lebensjahr beginnt und in weiterer Folge zunimmt. Zum Abriß der Sehnenkappe kommt es typischerweise bei älteren Überkopf-Sportlern, die nach längerer Pause wieder Tennis, Hand- oder Volleyball spielen. Aber auch im Rahmen von Schultergelenksverrenkungen kann es beim über vierzigjährigen Sportler zu einer Begleitverletzung an der Rotatorenmanschette kommen.
Ein Abriß der Sehnenkappe bedarf immer einer operativen Versorgung um die Funktion der Schulter wiederherzustellen und Folgeschäden zu vermeiden. In aller Regel muß dabei die Sehnenkappe wieder an den Oberarmkopf fixiert werden.
Dies erfolgt durch Verankerung direkt im Knochen oder über Fadenanker. Die Nachbehandlung dieser Verletzungen dauert mindestens 8 Wochen und muß sehr sorgsam durchgeführt werden.
Mini OP Techniken zur Versorgung eines Oberarmkopfbruches mittels Philosplatte der Fa. Synthes
Behandlungsmethoden bei Schulterengpaßsyndromen
(=Impingement)
Durch Entzündungen des Sehnenansatzes bzw. Reizung des Schleimbeutels unter dem Schulterdach kann die Schulter enorm schmerzen.
Speziell bei Anhebung des Armes nach oben aussen bis zu einem Winkel von 70-80° kommt es zum schmerzhaften Einklemmungssyndrom.
Die Behandlung besteht vorerst in lokaler Infiltration um Schmerzfreiheit zu erzielen bzw. die Ursache zu ergründen. Bei Einengung des Schulterdaches von oben (durch den Knochen) wird eine unter Kamerasicht durchgeführte Abtragung des Knochensporns (arthroskopische subacromiale Dekompression - ASD) sowie eine Entfernung des Schleimbeutels durchgeführt.
Die ASD zeigt bei Untersucherungen nach 2-5 Jahren in 90 % der Fälle gute Ergebnisse.
Oberarmkopfbrüche treten bei den Kontaktsportarten wie Eishockey, American Football aber auch bei Hochrasanzverletzungen, etwa beim Motorradsport, sowie auch im Reitsport, Skilauf, Snowboarden, Mountainbiken auf. Die Behandlung kann in vielen Fällen im Schulter-Verband durchgeführt werden, bei verschobenen Brüchen muß jedoch operiert werden.
© Klaus Dann